Linz Blick über Stadt nach Norden
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CLARITY für Klimaresilienz - "In meiner Region: Linz, Österreich"

Auswirkungen des Klimawandels und Klimaanpassung in Linz
From
09.10.2020 10:00
To
09.10.2020 11:30

Linz - Webinar

Linz
Austria
retrospect

Städte müssen sich an den Klimawandel anpassen, wenn sie Zentren für Zusammenleben und Innovation bleiben wollen. Klimastudien, die für die Anpassung notwendig sind, sind häufig zeit- und ressourcenaufwändig. Die Stadt Linz arbeitet deshalb mit dem Horizon2020-Projekt "CLARITY" zusammen, dass Klimagefahren und Anpassungsmöglichkeiten evaluiert. Im Folgenden Video bekommen Sie eine Übersicht über Maßnahmen, die die Stadt Linz gemeinsam mit CLARITY ausgearbeitet hat, um auch in Zukunft ein lebensfreundlicher und aufstrebender Raum zu bleiben.

Agenda

EU-Projekt CLARITY im Überblick
Denis Havlik (AIT)

Das Projekt CLARITY (H2020 GA 730355) bietet einen Marktplatz, auf dem sich Anbieter und potenzielle Nutzer von Expertenwissen und Lösungen zur Klimaanpassung treffen können, Online Screening-Dienste zur Selbstbewertung der Klimaauswirkungen im städtischen Maßstab und einen standardisierten Arbeitsablauf für Expertenstudien zu Klimaauswirkungen und Klimaanpassung.

Vier Fallbeispiele zeigen CLARITY-Klimadienstleistungen in verschiedenen klimatischen, regionalen, infrastrukturellen und Gefahrenkontexten in Italien, Schweden, Österreich und Spanien. Der Schwerpunkt liegt auf der Planung und Umsetzung von städtischen Infrastruktur- und Verkehrsentwicklungsprojekten.

Klimawandel und Städte: urbane Hitzeinseln 
Wolfgang Loibl (AIT)

Eine städtische Wärmeinsel (UHI) ist ein städtisches Gebiet oder ein Ballungsgebiet, das deutlich wärmer ist als die umliegenden ländlichen Gebiete. Der Temperaturunterschied ist nachts in der Regel größer als am Tag und tritt am deutlichsten bei schwachen Winden auf.

Die Hauptursache für den städtischen Wärmeinseleffekt liegt in der Veränderung der Landoberflächen: Straßen und Gebäude absorbieren tagsüber große Wärmemengen, das städtische Gefüge verhindert die natürliche Luftzirkulation, und der Kühleffekt der Evapotranspiration wird durch die Versiegelung der Oberflächen vermindert. Die bei der Energienutzung entstehende Abwärme ist ein sekundärer Faktor.

Linz im Wandel – Stadtentwicklung und Klimawandel
Wilfried Hager (Stadt Linz)

Linz hat große versiegelte Plätze und wenig innerstädtische Grünflächen. Der Stadt entwickelt sich vertikal – zahllose “Hochhäuser” wurden in den letzten zwei Jahrzehnten gebaut, weitere sind in Planung. Linz ist damit vom Klimawandel stark betroffen.

Der Hitzesommer des Jahres 2019 hat zuletzt deutlich vor Augen geführt, dass sich die Klimakrise von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar macht. Insbesondere für Städte stellt das Auftreten von Hitzewellen mit heißen Tagen und Tropennächten eine besondere Herausforderung dar. Daraus ergibt sich vor allem für Städte ein dringender Handlungsbedarf, wollen sie – und damit auch Linz – nicht an Lebensqualität verlieren.

 

Klimasimulation für die Gesamtstadt: Simulation, Anpassungsmaßnahmen und deren Wirkung
Claudia Hahn (ZAMG), Wolfgang Loibl (AIT)

Die Klimamodellierung ist ein hierarchischer Prozess. Er beginnt mit globalen Klimamodellen mit ca. 100km Auflösung, die dann zu regionalen Modellen mit einer typischen Auflösung von ca. 10km verfeinert werden. In CLARITY wurden 21 regionale Klimaindizes auf der Grundlage des EURO-CORDEX-Regionalmodells berechnet und dann auf zwei Arten auf den städtischen Maßstab herunterskaliert:

  1. Screening: Das Klimainformationssystem CLARITY verwendet den AIT Emikat Service, um die Wärmeeffekte auf einer Skala von 500m automatisch abzuschätzen. Die Berechnung ist vollautomatisiert, in über 400 europäischen Städten und Regionen möglich und dauert ca. 15 Minuten für Projektgebiete bis zu 100 km^2.
  2. Expertenmodellierung: Stadtklimamodelle wie MUKLIMO_3 werden verwendet, um die regionalen Daten auf eine Auflösung von 20 bis 100 m herunterzurechnen. Diese Modelle müssen für jeden Standort von Experten parametrisiert und validiert werden, bieten jedoch eine höhere Auflösung, höhere Genauigkeit und weitaus mehr Flexibilität bei der Auswahl der zu berechnenden Indikatoren.
Mikroklima-Effekte – aktuelle Situation, Anpassungsmaßnahmen und deren Wirkung sowie Validierung
Tanja Tötzer (AIT)

Mikroklimaeffekte werden durch kleinräumige Unterschiede in zum Beispiel Albedo, Beschattung oder Luftzirkulation verursacht, mit signifikanten auswirkungen auf die lokale Lebensqualität. In der Mikroklimamodellierung verwenden Experten Modelle wie ENVI-met oder Grasshopper, um die Klimavariationen auf räumlichen Skalen von 1-10 m vorherzusagen. Darüber hinaus können die Tages- und Stundenvariationen analysiert werden, um z.B. Effekte von bewegten Schatten und Reflexionen zu berücksichtigen. 

In Linz wurden von AIT-Experten mehrere Mikroklima-Simulationen durchgeführt, die den Wert der städtischen Begrünung für die Milderung der städtischen Wärmeinseln an Schlüsselpositionen in der Stadt deutlich aufzeigten.

Diskussion

Die Stadt Linz hat den Klimawandel sowohl als Risiko als auch als Chance zur Verbesserung der Lebensqualität durch die Umsetzung umfangreicher Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel erkannt.

Die Stadt hat vor kurzem eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet und beschlossen, im 2021, temporäre Grünbereiche im Stadtzentrum zu installieren, um die Vorhersagen der CLARITY Mikroklimamodellierung zu verifizieren.